Ein Diorama der Pariser Commune
Die großformatigen Fotografien von Arno Gisinger zeigen Erinnerungsobjekte aus sogenannten Reliquienschreinen, die unmittelbar nach der Niederschlagung der Pariser Commune entstanden. Sie werden im Musée d’art et d’histoire in Saint- Denis bei Paris aufbewahrt. Die Objekte zeichnen auf außergewöhnliche Weise eine andere Sozialgeschichte der Ereignisse des Jahres 1871 nach und sind gleichzeitig Ausdruck einer spezifischen Erinnerungskultur aus der Sicht von Zeitzeugen. Vom Balkon des Theatersaals blicken die Besucher*innen in die Tiefe des Raumes. Die halbtransparenten Bilder werden an Zügen befestigten und durch eine spezielle Beleuchtung, ähnlich wie im historischen Diorama von Louis Daguerre, animiert. So entsteht eine räumliche Gesamtschau, die sich aus unterschiedlichen Fragmenten zusammensetzt.
Arno Gisinger ist in Österreich geboren und schloss ein Studium der Fotographie an der École nationale supérieure de la photographie in Frankreich sowie ein Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Innsbruck ab. Vor allem diese duale Ausbildung als Fotograf und Historiker führte ihn zur Arbeit an Beziehungen zwischen Erinnerung, Geschichte und fotografischer Repräsentation. Geschichte ist für ihn ein Darstellungsmodus, der stets auf Fragen der Gegenwart verweist. Nachdem er in London und in Vietnam gelebt hat, lebt und arbeitet Gisinger heute als freischaffender Fotokünstler, Autor und Ausstellungsmacher in Paris. Außerdem ist er Dozent an der Universität Paris.