Atrato Kollaborationen (Chocó, Kolumbien): Yuli Correa, Ximena García, Velia Vidal, Kelly Zapata, Carmenza Rojas, Paula Orozco, Alejandra Rojas, Ariane Andereggen, Ted Gaier, Christoph Twickel and Kathrin Wildner. Dank geht an die Komplizenschaft von Ana Garzón, Ted Gaier, Ariane Andereggen, Christoph Twickel und Kathrin Wildner, die diese unwahrscheinliche Begegnung möglich machen.

Chocó heisst Wasser, das Wasser der Flüsse, das Wasser der beiden Meere Pazifik und Karibik, das Wasser des Regens und der Luft, die wir atmen. Wie das Wasser plätschern, fliessen und strömen die Aktionen des Widerstands aus allen Künsten und Disziplinen zusammen. Zuströme, Nebenflüsse, die sich zu einem größeren Strom vereinen, mit der wir die Erinnerungen unhörbar gemachter Kämpfe und Siege wiederbeleben. Wir erheben unsere Stimme gegen strukturellen Rassismus, Patriarchat, Extraktivismus und Kolonialismus.

Der Rio Atrato ist ein Fluss in Kolumbien – und zugleich mehr als nur ein Fluss. Das Gewässer ist ein 750 km langer Weg der Kommunikation, ein Rechtssubjekt und ein juristischer Körper. Aber auch der mentale, soziale und ökologische Widerstand der Selbstorganisation, ihre Kollektive, ihre Ökonomien und ihre soziale und künstlerische Praxis und Kompetenzen sind der Atrato. Genauso wie die Kämpfe, Erzählungen und Diskurse der Initiativen in Quibdó, der Hauptstadt der Region.

Im Rahmen der historischen Ereignisse vor 150 Jahren, stellen sich die gleichen sozialen Fragen in neuen Konstellationen unter veränderten, planetarischen Bedingungen. Soziale Fragen nach Selbstbestimmung, Commons, nach gerechter Verteilung der Ressourcen und Privilegien, nach Reparationen und jahrhundertelangem Extraktivismus. Für schwarze und indigene Gemeinschaften rund um den Globus begann dieser Kampf mit der Ankunft der europäischen Kolonisatoren und der kolonialen Etablierung ökonomischer und ökologischer Ungleichheit.

Im Rahmen von PLACE INTERNATIONALE versammeln sich Künstler*innen, Historiker*innen, Musiker*innen, Übersetzer*innen, Urbanist*innen und Performer*innen und bilden einen temporären Rat. Befragt werden politische Subjektivitäten, Haltungen und Erlebnisse um gemeinsam Alternativen zu einem rassistischen, kolonialen, patriarchalen Kapitalismus und seiner Klassengesellschaft zu erdenken, zu erproben, zu (ver-)lernen.

In einer unwahrscheinlichen Begegnung werden die individuellen und kollektiven Praktiken der vier Organisationen Corp-Oraloteca, Mareia, Más Arte Más Acción und Motete vorgestellt. Diese Organisationen sind dem Gebiet des Chocó entsprungen, in kommunitäre Prozesse verwickelt und haben sich um den Atrato mobilisiert – einen Fluss, der unentwegt misshandelt wird, aber mittlerweile als Rechtssubjekt anerkannt ist und sich zu wehren vermag.