Ausgangspunkt für die Fortführung der bildpolitischen Debatte im Rahmen von Place Internationale sind die installativen Arbeiten von Arno Gisinger und Bouchra Khaili, die ein medienhistorisches Interesse verbindet. Von der Laterna Magica über die Dioramen des 19. Jahrhunderts bis zum ersten Camcorder untersuchen sie bildgebende Verfahren und visuelle Darstellungsmittel im Zusammenhang mit politischen Kämpfen, um sie als Teil des kollektiven Gedächtnisses und in ihren Gegenwartsbezügen zu reflektieren.

Zur Zeit der historischen Anfänge des Mediums Fotografie ereignete sich die Pariser Commune 1871 als ein Eingriff in den städtischen und repräsentativen Raum der Macht und dessen Inszenierung. Das performative zu Fall bringen der Siegessäule auf der Place Vendôme verweist auf die Relevanz medialer Praxen und Bildpolitiken bereits zu Beginn der Geschichte der Fotografie. Die Place Vendôme wurde nach dem Säulensturz von den Kommunard*innen in Place Internationale umbenannt. Auch heutige Protestbewegungen bringen Denkmäler und damit zumindest symbolisch die herrschende Ordnung zu Fall. Sie agieren nicht zuletzt mittels digitaler Kameras und medialer Repräsentation im Internet und in den sozialen Medien und entziehen sich gleichzeitig den omnipräsenten Repressionen einer durch Überwachungstechnologien hochaufgerüsteten Staatsmacht. Im Arabischen Frühling, auf den Straßen von Hong Kong, an den Schauplätzen klimapolitischer Kämpfe, in den urbanen Bewegungen für ein „Recht auf Stadt“ oder in den Auseinandersetzungen um post-koloniale Bildbestände – visuelle Praxen sind fester Bestandteil politischen Handelns und Agierens. Die Kanäle, über die die Bilder zirkulieren, bieten eine wesentliche Infrastruktur der Sichtbarmachung, Mobilisierung und der Debatte.

Fotografie als Politik der Bilder versammelt Akteur*innen, für die (fotografische) Bildproduktion und -zirkulation im Mittelpunkt der eigenen künstlerischen, theoretischen, aktivistischen oder kuratorischen Praxis stehen. Ausgehend von kurzen Inputs zu den jeweiligen praktischen Auseinandersetzungen mit konkretem Bildmaterial geht man gemeinsam mit allen Anwesenden zur Bildanalyse und Diskussion über.

Mit Arno Gisinger (Paris), Jan Lemitz (Duisburg), Oliver Sieber + Katja Stuke (Düsseldorf), Anja Schürmann (KWI, Essen) und weiteren Teilnehmenden.