Quer durch die Geschichte emanzipatorischer Bewegungen läuft der Gegensatz zwischen zwei antagonistischen Prinzipien: Zentralismus und Föderalismus. Exemplarisch für das zweite steht in Frankreich die Stadt Marseille. Sowohl 1789 als auch während der Commune entwickelte sich dort gegen Hauptstadt und Nation die Vorstellung eines freiwilligen, offenen Zusammenschlusses selbständiger Städte, die über Landesgrenzen hinweg durch das Mittelmeer verbunden sind. In seiner monumentalen Universalgeschichte von Marseille hat Alessi Dell’Umbria das Zusammenspiel von föderalistischem Internationalismus, Migrationen und transnationalen Wirtschaftsströmen rekonstruiert. Der langjährige Protagonist des sozialen wie kulturellen Lebens Marseilles hat in Buch und Film auch seine Erfahrungen mit Kämpfen um kommunale und regionale Selbstbestimmung in Süditalien und Mexiko dargestellt. Von Dell‘Umbria sind ebenfalls Analysen der Aufstände in französischen Banlieues und der Gelbwesten-Bewegung erschienen. Mit ihm diskutiert Guillaume Paoli.
Auf Deutsch sind von Allessi Dell’Umbria zwei Bücher erhältlich:
Die Commune von Marseille. Internationalisten und Föderalisten im Aufstand 1870-1871 (Syndikat-A-Medienvertrieb, 2013)
Wut und Revolte (Edition Contra-Bass, 2017)